Eine stille Geschichte

Es passiert immer wieder. Jeden Tag. Überall auf der Welt. Babys werden geboren. Eltern freuen sich über das neue Leben. Es wird gelacht und erzählt…. – alltäglich und doch besonders.

Und auch das passiert. Jeden Tag. Überall auf der Welt. Babys sterben. Mitten im Werden. Mitten im Wachsen. Kurz vor der Geburt. Kurz nach der Geburt. Plötzlich. Unerwartet. Eltern weinen. Alle sind fassungslos. Alle sind hilflos.

Ich treffe Alex*, die Geschwister und die Eltern. Ein Familienshooting. Die beiden Großen turnen beim Fotografieren zwischen Alex, den Eltern und mir herum. Es geht so lebhaft zu, dass man fast vergessen könnte, wo wir eigentlich sind.
Emil* und Franz* schneiden Grimassen für lustige Familienfotos und toben dabei auf dem Schoß von Mama und Papa herum. Alex liegt im Arm der Mama. Die Augen geschlossen. Ganz ruhig lässt Alex alles geschehen. Emil küsst das Baby. Franz klettert derweil auf meinen Schoß, ergreift die Kamera und beginnt ebenfalls Fotos von seiner Familie zu machen.


Wir lachen viel – wie das eben so ist bei Familienshootings. Gleichzeitig rätseln wir, wie das mit dem Tod wohl sein mag, was Alex jetzt erlebt und ob er im Himmel auf Mama, Papa, Emil und Franz warten wird. Emil und Franz erklären mir, dass Alex ein ganz besonderes Geschenk sei, weil er ein „beides“ Baby ist, und dass das wunderbar ist, weil Franz einen Bruder und Emil eine Schwester wollte und Alex nun „beides“ ist. Dann wird es ein wenig still. Der Mama rollt eine Träne über die Wange und der Vater schaut stumm auf das Baby im Arm seiner Frau. Franz und Emil umarmen den stillen Alex, küssen es auf die Stirn und fahren zärtlich über die Wangen des Babys. So viel Liebe im Raum, auch Traurigkeit, doch die Liebe überwiegt alles alles andere. Ein ganz besonderes Geschenk, das da im Arm der Mama liegt. Ein wunderbarer Moment.

Und dann betten sie den kleinen Menschen gemeinsam in den kleinen Sarg. Das Stofftier, das die Großen für ihn ausgewählt haben, hat es fest im Arm. Liebevoll decken die Eltern den kleinen Schatz mit der mitgebrachten Kuscheldecke zu.

Ich bin Sternenkind-Fotografin. Solche und ähnliche Momente sind nie alltäglich, wenngleich sie tagtäglich passieren. Ich lerne in diesen Situationen immer wieder neu, wie wichtig es ist, dass es diese Möglichkeit für die Eltern gibt. Die Bilder helfen im Umgang mit der Trauer. Ein Ehrenamt, von dem ich selbst auch immer wieder beschenkt werde.

Die Webseite für Interessierte www.dein-sternenkind.eu

erschienen auf spurensuche.de

*Alle Namen sind von mir geändert.