Kategorie: Gedanken

was mich bewegt und mir zu schaffen macht
aus dem Alltag
aus der Gesellschaft
aus der Kirche
zwischen den Menschen

mutig sein

Ich sehe, wie er mit dem Stein spielt.
Ich höre, die Worte, die er schreit.

„WEG HIER“
„IHR HABT HIER NICHTS VERLOREN“
„WIR WOLLEN DICH NICHT“

Ich erschrecke.
Ich habe Angst.
Was passiert hier?

Ich denke an Jesus.
Wie sehr hat er die Menschen geliebt.
Er hat gerade mit denen zusammen gesessen und gegessen,
die von uns nicht gewollt sind.

Was hätte er gesagt? Was getan? –

Ich trete vor.
Ich sage,
„NEIN – so ist das nicht!“
„Ihr seid willkommen. Du bist willkommen.“
„Ich mache gern Platz für Dich und teile das, was ich habe, mit Dir.“

Ich bin nicht so laut,
aber ich bleibe beharrlich
und gebe nicht auf!

/ak

#weltflüchtlingstag #neinsagen #mutigsein #gemeinsam

geschrieben für espresso.church

Herz über Kopf

Der Impuls für die Ohren. <3

Vielleicht kennt Ihr das Lied „Herz über Kopf“ von Joris. Seit ich den Titel das erste Mal gehört habe, beschäftigt er mich. Natürlich ist es – wie so häufig – eine Liebesgeschichte. Eine Liebesgeschichte, in der nicht alles rundläuft und deren Ende vielleicht schon in Sicht ist. „Vielleicht“ – so ganz klar scheint es nicht zu sein.

Und immer wenn es Zeit wird zu gehen,
Vergess‘ ich, was mal war, und bleibe stehen.
Das Herz sagt: bleib, der Kopf schreit: geh …


Ein klassisches Dilemma zwischen Herz und Kopf.

Seit zwei Wochen begleite ich online Foto-Exerzitien. In dieser Woche steht der zweite Teil der Auferstehungserzählung von Markus im Mittelpunkt.

Zitternd vor Furcht und Entsetzen verließen die Frauen das Grab und liefen davon. Sie hatten solche Angst, dass sie niemand etwas von dem erzählten, was sie erlebt hatten.

Nach seiner Auferstehung am frühen Morgen des ersten Wochentages erschien Jesus zuerst Maria aus Magdala, aus der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte.

Sie ging zu denen, die mit ihm zusammen gewesen waren und die nun weinten und trauerten, und berichtete ihnen,

dass er lebe und dass sie ihn gesehen habe; doch sie glaubten ihr nicht.

Danach erschien er zwei von ihnen in einer anderen Gestalt, als sie zu einem Ort auf dem Land unterwegs waren.

Sie kehrten zurück und berichteten es den anderen, doch auch ihnen glaubten sie nicht.

Schließlich erschien er den Elf, während sie bei Tisch waren. Er hielt ihnen ihren Unglauben und ihre Uneinsichtigkeit vor und wies sie zurecht, weil sie denen nicht hatten glauben wollen, die ihn nach seiner Auferstehung gesehen hatten.

(Mk 16, 8-14 NGÜ)

Herz über Kopf –
bereits die ganze Woche
begleiten mich diese Liedzeilen aus dem Lied von Joris.

Die Frauen fürchten sich. Sie sind entsetzt. Sie erleben etwas, das so nicht sein kann … nicht sein darf. Die Angst siegt letztlich, obwohl die Freude darüber, dass Jesus auferstanden ist, doch viel größer wäre, wenn sie es sich eingestehen könnten.

Schließlich überwinden sie ihre Angst und berichten den Menschen, die Jesus so sehr geliebt hat, von dessen Auferstehung. Doch diese glauben ihnen nicht und sie glauben auch nicht den beiden Freunden, denen Jesus auf dem Weg nach Emmaus erschienen ist.

Kopf über Herz –

Die Jünger stellen ihren Kopf über das Herz. Der Verstand sagt ihnen: „Tot ist tot. Was soll jetzt noch passieren?“. Sie sind blind und taub für die Berichte der Frauen und Freunde. Alles ist so unvorstellbar, dass sie keinen kühlen Kopf bewahren können, sondern einfach von der Größe dessen, was es bedeutet, dass Jesus auferstanden ist, überwältigt sind. Es wächst ihnen über den Kopf.

Herz über Kopf –

Gleichzeitig spüren sie ein Ziehen, ein Kribbeln, ein Hoffen in ihrem Herzen. Jesus hatte ihnen sein Leiden und Auferstehen angekündigt. „Was wäre, wenn sie recht hätten?“, mag es dem einen oder anderen durchs Herz gegangen sein. Was wäre, wenn tot nicht mehr tot ist? Was wäre, wenn Gottes Größe durch die Auferstehung seines Sohnes bezeugt würde?

Schließlich erschien er den Elf, während sie bei Tisch waren. Er hielt ihnen ihren Unglauben und ihre Uneinsichtigkeit vor und wies sie zurecht, weil sie denen nicht hatten glauben wollen, die ihn nach seiner Auferstehung gesehen hatten.

Herz über Kopf?

Bauch sagt zu Kopf ja, doch Kopf sagt zu Bauch nein
Und zwischen den beiden steh‘ ich
Zwischen den beiden steh‘ ich“, singt Mark Forster in einem seiner Lieder.

Herz sagt zu Kopf ja, doch Kopf sagt zu Herz nein
und dazwischen stehe ich als Mensch
Den Glauben mit dem Kopf zu begreifen – das wächst mir über den Kopf. Das Herz hat es da leichter.

Weil ich immer was such‘ und immer was fehlt
Es ist niemals genug und immer zu wenig
So wie du glaubst, ist so wie du lebst
Hör auf dein Herz, so lang wie das geht
So lang wie das geht

Nicht immer ist es leicht, dem Herzen Vorrang vor dem Kopf zu geben. So schnell sind wir dabei, alles technisch erklären zu wollen: wie etwas funktioniert, warum ich etwas wie tue – in Glaubensdingen ist es für mich fast unabdingbar, dem Herzen zu folgen.

Wohin führt es mich? Was zeigt es mir? Was offenbart es mir?

So schließt sich der Kreis zu den Foto-Exerzitien. Denn auch dort geht es darum, mit dem Herzen sehen zu lernen. Mich frei von Technik zu machen. Mir das Bild einfach so schenken zu lassen, weil ich mein Herz für die Botschaft öffne.

Bleibt behütet!

Zum Schluss ein Hinweis zu den Foto-Exerzitien. In diesem Jahr gibt es noch mehrfach die Möglichkeit Foto-Exerzitien sowohl analog an ganz wunderbaren Orten wie z.B. Wangerooge, Aachen, Bad Wimpfen zu erleben oder auch digital im Sommer oder auf Weihnachten. Alle coronaconform und mit guten Hygienekonzepten.

Auferstehen

geschrieben für NUR FÜR HEUTE

Einen Weg zu Ende gehen
auch wenn alle Lebenskraft daraus gewichen ist

Den Kummer des Verlusts und Abschieds annehmen
auch wenn es meine Kraft übersteigt

Mich dem Neuem zuwenden
auch wenn es nicht meine Wahl war

Durch den Tod ins Leben gehen
mich überraschen lassen und neu werden

Du machst mein Herz weit
ohne zögern will ich Dir folgen
kein Hasenherz mehr sein
sondern mutig, entschlossen und vertrauensvollDir folgen
der Weg öffnet sich im Gehen

Lehre mich, was Auferstehung heißt.

©Angelika Kamlage

Hoffnung

Für alle, die lieber hören als lesen <3 der Impuls für die Ohren

Inzwischen war es Mittag geworden. Eine Finsternis brach über das ganze Land herein, die bis drei Uhr nachmittags andauerte; die Sonne hatte aufgehört zu scheinen. Dann riss der Vorhang im Tempel mitten entzwei. Jesus rief laut: »Vater, in deine Hände gebe ich meinen Geist!« Mit diesen Worten starb er. Der Hauptmann, ´der die Aufsicht hatte und` vor dessen Augen das alles geschah, gab Gott die Ehre. »Dieser Mann war wirklich ein Gerechter«, sagte er. Die Menschen, die in Scharen zu dem Schauspiel der Kreuzigung herbeigeströmt waren und das ganze Geschehen miterlebt hatten, schlugen sich an die Brust und kehrten betroffen ´in die Stadt` zurück. Alle die, die mit Jesus bekannt gewesen waren, hatten in einiger Entfernung gestanden, unter ihnen auch die Frauen, die ihm seit den Anfängen in Galiläa gefolgt waren; sie hatten alles mit angesehen (Lk 23 44-49 NGÜ)

Eine Finsternis brach über das ganze Land herein […]
und die Sonne hörte auf zu scheinen.

LK 23,44

Der Sohn Gottes hängt am Kreuz.

Die Welt hängt am Kreuz. Was könnte es Katastrophaleres für die Welt geben? Alles hängt am seidenen Faden. Der Schöpfer der Welt verliert sein Kind.

Die Welt hängt an einem seidenen Faden, dachte ich beim Lesen der Zeilen. Corona brach über uns herein. Lockdown, Beschränkungen, Einsamkeit, Verzweiflung, Sehnsucht hängen über unserem Land. Wie geht es weiter? Wann kehren wir zurück in die Normalität?
„Ich kann nicht mehr“, höre ich immer wieder in Gesprächen. Verzweiflung.

Vater, in deine Hände gebe ich meinen Geist.

Lk 23, 46

Jesus lässt los.

Er legt voller Vertrauen seinen Geist in Gottes Hände zurück – in die Hände seines Vaters. Jesus vertraut darauf, dass alles gut wird. Dass sein Vater es richten wird. Und gleichzeitig hat sein Vater jetzt alle Macht über ihn.

Dürfen wir nicht auch Zuversicht haben?
Dürfen wir nicht auch voller Vertrauen auf Gott hoffen?

Wenn die Finsternis in meinem Leben zu groß wird, die Verzweiflung zu siegen scheint, welch ein Geschenk, diese Lebenssituation mit Zuversicht füllen zu können. Nicht aufzugeben. Sondern mich ganz in die Hand des Vaters zu geben.

Jesus stirbt. Der Hauptmann spricht: „Dieser Mann war wirklich ein Gerechter.“

Lk 23, 47

Das Volk hat zugeschaut,

wie dieser Mensch stirbt. Passiv. Schweigend. Betroffen.
Vielleicht haben sich einige gefragt: Was haben wir getan? Wir haben unsere Hoffnung ans Kreuz geschlagen und getötet.

Tod. Tod. Tod.
Ohne Tod keine Auferstehung.
Ohne Auferstehung kein neues Leben.
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Eigentlich ist sie gar nicht totzukriegen.

Hoffnung ist die Fähigkeit,
auch im dunkelsten Moment den Schimmer des aufkommenden Morgens zu sehen.

Hoffnung.

Lasst uns zusammen still werden

für alle Menschen, deren Hoffnungen klein geworden sind
für alle Menschen, die sich verzweifelt nach Normalität sehen
für Dich und mich

Wir beten gemeinsam zum Vater

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

SEGEN über uns

Du, Vater geh mit uns, auf das uns keine Angst besiegen kann.
Du, Vater geh mit uns, auf das unsere Hoffnung niemals stirbt.
Vater segne unsere kleinen und großen Tode im Leben.
Vater pflege und nähre unsere Hoffnung jede Minute unseres Lebens neu.

So segne uns
+ der Vater
+ durch den Sohn
+ mit dem Heiligen Geist

Amen

Der gute Segen möge Dich schützen

„Der gute Segen möge Dich beschützen.“ Vorsichtig lege ich meine Hände auf den Kopf des Mädchens, während ich diese Worte spreche. Es geht hinaus in die Welt. Es nimmt Abschied vom Gewohnten. Es ändert Lebensort, Lebensinhalt, Lebensweg. So aufregend das sein kann, so kann es gleichzeitig auch sehr furchteinflößend sein.

Für alle, die lieber hören als lesen … #podcast

Segen geht immer.

Früher segneten Eltern ihre Kinder, wenn sie das Haus verließen. Heute ist das etwas aus der Mode gekommen. Trotzdem „Segen geht immer“.
Vor vielen Jahren bot ich im Rahmen einer kleinen Segensfeier an, jeden einzeln zu segnen. Ich wusste, dass es auch einige gab, die alles Religiöse ablehnten und nur aus Höflichkeit an der Feier teilnahmen. Ich begann, wo ich mich sicher fühlte, fragte nach der Erlaubnis und segnete. Alle ließen sich von mir segnen – ausnahmslos alle – auch der größte Kritiker. Als Segenszeichen hatte ich jedem ein Symbol auf den Handrücken gemalt. Als ich zum größten Kritiker kam, krempelte er sein Hemd hoch, deutete auf den Oberarm und erbat sich das Segenszeichen an diese Stelle. „Damit er mich länger begleitet.“
Segen geht immer.

Zwei Dinge sind mir wichtig geworden, wenn ich ans Segnen denke: dass ich #Segen empfange und ihn weitergebe.
Segen wird weiter gegeben von Gott zu Menschen, und am Ende kommt der Segen auch zurück zu IHM.

Geben und Nehmen – eine der Grundwahrheiten unseres Lebens.

Wenn ich nur nehme, dann wird es irgendwann nichts mehr geben, das ich nehmen könnte. Deutlich wird das für mich, wenn ich auf den Klimaschutz schaue. Der Mensch nimmt viel – zu viel – von Gottes Schöpfung. Die Folgen erleben wir hautnah. Zu viel Regen, zu wenig Sonne, zu viel Sonne, zu wenig Regen. Das Eis an den Polarkappen schmilzt. Der mächtige Eisbär wird zum Klappergerüst.

Auch wenn ich nur gebe, wird es irgendwann nichts mehr in mir geben, das ich geben könnte. Schmerzlich bewusst wird es mir, wenn ich auf die Kirche schaue. Die Heiligenviten erzählen von Menschen, die alles für ihren Glauben gaben. Wenn ich in die Kirchengemeinden schaue, sehe ich auch dort viele Menschen, die alles für ihre Gemeinde geben. „Es muss doch weitergehen.“ „Es darf doch nicht alles sterben.“ Es sträubt sich in mir, wenn ich das höre. Ich glaube nicht, dass Gott will, dass wir uns aufgeben, damit die menschengemachte Kirche nicht untergeht. Was wäre, wenn Gott einen anderen Plan hat und wir mit unserem Tun „dagegen“ arbeiten?
Wenn ich mich aufgebe, werde ich zum Klappergerüst meiner selbst. Ich kann nicht glauben, dass das der Plan Gottes für uns ist.

Der gute Segen möge Dich beschützen.

Ich sehe den Jungen aus Nazareth mit seinen Freunden.
Ich sehe den Mann, der durch das Land zieht, um allen von seinem himmlischen Vater zu erzählen.
Ich sehe Gottes Sohn, wie er in der Wüste den Versuchungen widersteht.
Ich sehe den Gefolterten am Kreuz, der verzweifelt ruft: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“

Geben und Nehmen. Der gute Segen möge Dich beschützen.

Wie gern würde ich dem Mann Jesus diesen Segen zusagen, als er von den Soldaten abgeführt wird. Er weiß, dass er diesen Weg gehen muss. Er geht ihn für uns. Er ist Mensch und Gott und dennoch voller menschlicher Angst.

Der gute Segen Deines Vaters möge Dich beschützen auf diesem dunklen schmerzhaften Weg, den Du für mich und für alle Menschen gehen wirst. Mein Herz geht mit Dir in die Dunkelheit. Es fürchtet sich und weiß zugleich, dass es sich nicht zu fürchten braucht, weil Du an unserer Seite bist.

Verzicht

Langsam wird es ernst. Morgen Abend beginnt die längste Messe der Welt. So lange ich mich erinnern kann, ist das für mich die intensivste Zeit des Jahres. Drei Tage mit Höhen und Tiefen. Emotionen für ein ganzes Leben.

In diesem Jahr wird es das zweite Mal sein, dass ich nicht an den Gottesdiensten teilnehme. Im Gegensatz zum letzten Jahr wäre es in diesem Jahr möglich, dessen bin ich mir bewusst.

Ich bin mir bewusst, wie gut die Hygienemaßnahmen der meisten Kirchengemeinden sind. Bisher haben sich auch nur wenige Gottesdienste als Hotspots gezeigt. Also alles gut?

Als Internetseelsorgerin und Geistliche Begleiterin bin ich mir auch sehr bewusst, wie sehr Menschen sich nach persönlicher Nähe, Seelsorge, Begleitung, Zuspruch und Segen sehnen. Also alles richtig?

Ich habe trotzdem ein ungutes Gefühl. Zum einen ist, die Gefahr nicht gebannt, nur weil das Hygienekonzept hervorragend ist. Zum anderen frage ich mich: Was ist mit all den anderen Betroffen, die auch hervorragende Hygienekonzepte anbieten, die aber nicht öffnen dürfen?
Ja, Gottesdienste und Seelsorge dienen grundsätzlich einem anderen Zweck als der Besuch des Kinos oder des Restaurants.
Gottesdienste, Bibelteilen, Seelsorge, selbst Exerzitien gehen aber auch im Netz. Der Besuch im Lieblingsrestaurant wird ungleich schwerer – außer man nutzt den Lieferservice und genießt zu Hause. Kinos und Theater bleiben geschlossen, auch mit guten Hygienekonzepten.

Alles lässt mich fragend zurück. Einfache Antworten gibt es nicht. Der lapidare Hinweis: „Das ist nicht unser Problem. Die Regierung macht die Regeln.“ ist mir als Sorgende und #ansprechbar nicht ausreichend.

Ich möchte als Christin keine Sonderrolle. Also werde ich, wie schon zn Weihnachten, auch zu Ostern wieder Verzicht leben. Doch ich bin zuversichtlich: Das Leben sucht sich seinen Weg. Gott braucht keinen Weg. Er ist allezeit bei uns.

Angelika Kamlage

Zum Schluss heute noch ein Hinweis:

In diesem Jahr findet der 3. Ökumenische Kirchentag statt. Aufgrund der Pandemie wird er digital und dezentral stattfinden. Zu den Ostertagen wird es Live-Andachten auf Instagram geben. Ab Donnerstag Abend zur vollen Stunde. Auch Espresso.church wird dabei sein: Am Karfreitag um 17 Uhr ist Espresso.church live dabei.
Wo? @oekumenischer_kirchentag auf Instagram

Ruhe gewinnen

Zwei Tage

liegt der Einzug Jesu in Jerusalem zurück. Der Jubel, die Kleider, die Palmzweige – all das hängt noch in den Erinnerungen von Jesus. Alles hat er ruhig hingenommen. Er tut, was seine Pflicht ihm abverlangt.

Viel habe ich – wie andere auch – über Corona und unsere Situation nachgedacht. Schon im letzten Jahr habe ich die Fastenzeit in der Coronazeit besonders intensiv erlebt. Die Natur bricht auf. Sonnenstrahlen erwärmen unser Herz. Tulpen und Narzissen beginnen zu blühen. Alles strebt nach Leben und Erfüllung, doch wir – sind alle noch zum Winterschlaf verdonnert. Corona hat uns noch immer im Griff. Es lähmt und bindet uns. Inzwischen – wahrscheinlich schon von Anfang an – sind wir alle mit der Situation überfordert. Wo bleibt für uns das „Mehr“ an Leben?

Ich beobachte mit Sorge

die vielen Reisenden, die nach Mallorca aufbrechen. Die an Weihnachten Reisenden brachten uns die ersten Varianten, stellte das Robert-Koch-Institut im Januar dann fest. Bringen uns die Mallorca-Reisenden jetzt die brasilianische Variation oder Kreuzmutanten nach Deutschland?

Ich beobachte mit Sorge die wachsende Ungeduld und den wachsenden Unmut meiner Mitmenschen. Wird die Bereitschaft des Einzelnen zur Gewalt weiter zunehmen? Wird #mefirst am Ende siegen?
Ich beobachte die Regierenden. Sie wirken zunehmend kraft- und ratloser, machen Fehler und suchen doch noch immer, davon bin ich überzeugt, nach dem bestmöglichen Weg für alle Menschen in unserem Land.

Ich beobachte auch, dass wir Menschen uns voneinander zu entfernen scheinen. Weniger, weil die Sympathie verloren geht, sondern eher, weil die Möglichkeiten der Interaktion immer weniger werden. Die einen sind müde von langen Videokonferenzen und haben dann keine Energie mehr, sich auch noch privat über diese Tools zu treffen. Andere lehnen solche Art von Begegnung grundheraus ab. Für sie ist wahre Begegnung nur Face-to-Face möglich. So bleibt die Begegnung mit der Familie und mit denen, die sich von keinem genannten Grund schrecken lassen und dennoch coroabedingt Kontakt halten.

Dauerhaftes Fasten

könnte man es nennen. Am Anfang der diesjährigen Fastenzeit wurde es viel diskutiert, wer denn überhaupt fastet – jetzt, wo doch so vieles fehlt.

Jesus wirkt

auf seinem Weg, der im völligen Verzicht auf das Leben endet, auf mich immer in sich ruhend. Nichts scheint ihn anzugreifen. Selten lese ich, dass er ausfällig gegenüber anderen Menschen wird, meist antwortet er ruhig und besonnen – auch dann, wenn er andere zurecht weist. Er klagt nicht. Er zeigt keine Angst – nur einen kurzen Moment am Ölberg. Er macht Mut und fühlt sich auch nicht erdrückt durch die Last der Hoffnungen, die auf ihm ruhen.

Gestern las ich im Evangelium,

dass Jesus sechs Tage vor dem Paschafest seinen Freund Lazarus besucht. Marta bediente alle. Sie lachten und speisten. Jesus und seine Freunde freuen sich am Leben. Jesus tut kurz vor seinem Tod das, was ihm am wichtigsten ist: Er ist mit seinen Freunden zusammen, schenkt Gemeinschaft und Wärme und wird beschenkt: Maria, die Schwester Martas, ahnt, dass etwas anders ist als sonst. Sie nimmt ein Pfund kostbares Nardenöl, salbt damit die Füße Jesu und trocknet diese mit ihren Haaren.
Judas Iskariot tadelt sie für diese Verschwendung mit dem Hinweis, dass es besser wäre, den Erlös, der beim Verkauf des Öls erzielt worden wäre, den Armen zu gegeben.

Auch jetzt bleibt Jesus ruhig als er Judas zurechtweist, obwohl er wahrscheinlich ahnt, dass dieser regelmäßig Geld aus der Gemeinschaftskasse für sich selbst nimmt und auch, dass Judas es sein wird, der ihn verrät:

Lass sie!«, erwiderte Jesus. »Dadurch, dass sie dieses Öl aufbewahrt hat, konnte sie mich im Hinblick auf den Tag meines Begräbnisses salben. Arme, um die ihr euch kümmern könnt, wird es immer geben. Mich aber habt ihr nicht mehr lange bei euch.“

(Joh 12,7+8)

Wie sehr wünsche ich mir,

dass ich ruhig bleibe, wenn mir Unrecht geschieht; wenn wieder jemand beim Einkaufen von hinten schubst und keinen Abstand hält; sich Freunde nicht melden, weil alles zu viel wird für sie; sich Reisende mit Vernunft nicht aufhalten lassen, weil sie die drohende Gefahr nicht erkennen…

Angelika Kamlage

Nachklingen lassen

diesen Trubel des gestrigen Tages
noch klingt der Lärm in meinen Ohren
Menschen auf der Straße
jubelnd, schreiend, kreischend
Sie legen ihre Kleider und Palmblätter auf den Weg
Jesus reitet auf einer Eselin sitzend darüber hinweg
ER ist ganz ruhig.
Was er wohl gedacht haben mag? –

„Hosianna“ schallt es ihm entgegen.
Hilf uns. Rette uns.
Tu doch was.
Wir wissen, dass Du es kannst.
Wir vertrauen darauf, dass Du es machst.
doch
Er weiß, um sein wahres Schicksal.
Er weiß, dass es anders sein wird.

In mir klingt der Ruf „Hosianna“ nach.
Hilf mir. Hilf uns.
Was könnte besser passen in dieser Zeit?
Herr, hilf uns.
Befreie uns aus der Knechtschaft des Virus.
Wir sind herausgefordert wie nie.
Hilf uns – geduldig zu bleiben
Hilf uns – nicht zu urteilen
Hilf uns – den Anderen zu sehen
Hilf uns – beide Seiten zu sehen

Angelika Kamlage

Goldesel

Tischlein deck dich.
Lange habe ich nicht mehr an das Märchen gedacht, doch heute als ich im Markusevangelium die Zeilen las, in denen vom Einzug Jesu nach Jerusalem, erzählt wird, musste ich wieder an den Goldesel denken:

goldesel
versprechen und verheißung
alles wird gut
ich schenke dir reichtum und macht
endlich wird alles wieder gut
hoffnung

goldesel
gelobt und gehuldigt
endlich einer, der uns rettet
endlich einer, der alles neu macht
große erwartungen mit klarem ziel
habe ich richtig zugehört

goldesel
beschimpft und verurteilt
wieder einer, der enttäuscht
wieder einer, der es nicht besser verdient
blindheit führt auf irrwege
wie blind bin ich selbst

goldesel
begraben und vergessen
einer von vielen
einer im grab
doch das blatt wird sich wenden
am ende wird es wirklich gut

Angelika Kamlage
Den Text habe ich für spurensuche.de geschrieben. Ein wunderbares Portal für Menschen, die meditative Texte zum Nachdenken suchen.

Schon gesehen?


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