Da stehe ich nun, blicke über das Feld. Es ist abgeerntet. Nur noch leere Hülsen sind zu sehen. Einer neben dem anderen. Gerade und unbeugsam. Manche scheinen leicht zu wanken, einige wirken angeschlagen. Stehen Seite an Seite. Zwischen ihnen ist noch Platz. Mit jedem Tag verschwinden Halme. Eines Tages ist das Feld leer.
Da sitze ich nun. Im Gottesdienst. Schaue mich um. Früher Menschen über Menschen. Ich mitten unter ihnen. Ich höre noch das gemeinsame Gebet. Das volle Singen. Erinnere die Gespräche. Das fröhliche Lachen. Jetzt ist alles leer. Drei Priester am Altar. Drei Menschenkinder in der Bank. Jeden Tag gehen Menschen. Eines Tages sind die Bänke leer.
Da stehe ich nun, höre zu und schaue mich um. Zwischen den Menschenkindern dieser Erde. Geliebt und gewollt und freien Willens. Höre viele unterschiedliche Stimmen. Meinungen. Viele wissen, wie richtig glauben geht. Viele wissen, was Jesus eigentlich wollte und auch Gott. Zwist. Uneinigkeit. Das eigene Recht behauptend. Zwei Seiten. Derweil werden die Bänke leerer und die Herzen auch.
Da sitze ich nun, schaue auf Dich, mein Gott. Wer weiß schon wirklich, was in Deinen Augen wichtig ist?, frage ich mich. Denke über Barmherzigkeit und Dein Liebesgebot nach. Denke über Unbarmherzigkeit und meine eigenen Schwächen nach. Manchmal wüsste ich gern, was DU denkst!
Angelika Kamlage für spurensuche.info
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