Schlagwort: Gedanken

Fotos der Fülle oder neue Bilder braucht das Land

erschienen im Euangel 3/2019 vom 16.12.2019 /ak

Unsere alltägliche Wirklichkeit dreht sich um Bilder. Bilder des Herzens, der Seele, des Verstandes – Bilder, die Grenzen beachten müssen oder frei schwingend den Leser eines Impulses oder den Betrachter einer Homepage beschenken dürfen. Wir denken und leben alle in Bildern. Sie bestimmen unser Leben, und seitdem es möglich ist, auch Fotos mit dem Handy zu machen, bleiben diese Bilder nicht im Auge des Betrach­ters, sondern werden fotografiert und geteilt. Eine Bilderflut überrollt uns jeden Tag, und auch, wenn wir uns davor schützen wollen: verwei­gern können wir uns dem nur schwer. Wir sind umgeben von Fotos, beinahe werden sie eingeatmet und ausgeatmet, könnte man sagen.

Das hat Folgen. Einer meiner ersten Sätze nach „Hallo“ in meinen Foto­seminaren ist dieser: „Am Ende des Tages schauen wir dann eines – eines (!) – Ihrer Fotos an.“ Meist folgt erschrockenes Luftanhalten seitens der Teilnehmer und dann doch noch einmal zur Sicherheit die vorsichtige Frage: „Eines?“
In einer Zeit, in der wir mehr Bilder schießen, als wir wirklich ansehen können, in einer Zeit, in der wir mehr zu sehen bekommen, als wir wirklich verarbeiten können, ist diese Forderung der Reduktion auf ein Bild scheinbar eine Unmöglichkeit – eine Herausforderung, der man/​frau nur schwer gerecht werden kann. Welches Bild wird das richtige sein? Welches ist technisch perfekt genug? Was ein Geschenk der neuen Technik ist (keine Begrenzung mehr auf 36 Bilder), wird plötzlich zur Herausforderung.

Ähnlich ergeht es uns, wenn wir für Texte ein Foto aussuchen sollen. Die Möglichkeiten, ein legal nutzbares Bild im Netz zu finden, sind inzwi­schen vielfältig und müssen nicht immer Geld kosten. Schwieriger wird es, das richtige Bild für den jeweiligen Zweck auszuwählen – eben ein Bild auszuwählen, das mehr macht, als den Seitenrhythmus eines Tex­tes zu beleben oder die Neugier des Lesers zu wecken.

Gar nicht so einfach, schaut man sich im Kirchenbereich um. Meist sind die Bebilderungen klassisch: Geistliche Begleitung wird mit betenden Händen bebildert, ein Impuls zu einem Marienfest zeigt auf jeden Fall Maria und ein Weihnachtsimpuls – wie sollte es anders sein – die Krip­pe. Es ist ein bisschen wie im Kaufhaus. Leise dudelt die Musik im Hin­tergrund, aber eigentlich interessiert sie niemanden. Alles erwartbar. So geht es auch den Bildern, die abbilden, was sowieso schon in den Texten geschrieben steht, oder einfach nur alte Sichtweisen bzw. Klischees be­dienen. Sie sind halt wie immer. Nichts Neues. Und eigentlich – bis auf wenige Ausnahmen – uninteressant. Auch wenn sie oftmals technisch gut gemacht sind, bleiben sie meist nur Statisten, die mitgehen, doch keine Vertiefung anbieten.

„Wer sich nicht auf die Suche nach dem verborgenen Schatz macht,
bleibt blind für das Wesentliche.“
(Andi Weiss)

Dabei können Bilder so viel mehr. Bilder trösten, retten, kommunizie­ren, gehen mit, stoßen an und erzählen dabei ganze Geschichten. Ein Bild kann einen Text vervollkommnen, indem es eine neue Ebene, einen anderen Aspekt für den Betrachter öffnet. Bilder können den Betrachter anrühren, in die Tiefe führen und ihn berühren oder auch mal verstö­ren, so dass ein genaueres Betrachten und längeres Nachdenken zum Verstehen notwendig wird. Ein Bild wird schneller wahrgenommen als ein Text und spricht andere Bereiche im Gehirn an – meist diese, die mehr Emotionen entstehen lassen. Die Botschaft des Textes kann in Sekundenbruchteilen übermittelt werden und bleibt besser im Ge­dächt­nis. Der Betrachter reagiert intuitiv auf ein Bild. Er sieht und fühlt gleichzeitig.

Dabei sind Bilder nie wirklich neutral. Selbst dann nicht, wenn der Foto­graf nur bemüht abbildet, was wir eigentlich sehen. Immer ist er Sender einer Botschaft und beim Lesen des Textes auch Empfänger dessen, was der Autor schreibt. Jedes Foto trägt die unverwechselbare Handschrift des Fotografen, und diese ist als solche auch erkennbar. Fotografen transportieren ihre Vision, ihr Denken, ihre Emotionen mit den Bildern. Was sieht der Fotograf? Wie sieht er die zu fotografierende Person? Welche Gedanken und Emotionen bewegen ihn beim Fotografieren und/​oder Auswählen des Bildes? Welches Bild trägt er schon im Kopf, bevor es eigentlich „klick“ macht?
Umgekehrt ist der Betrachter Empfänger der Botschaft. Wenn eine Per­son einem Foto begegnet, geschieht immer etwas in ihr, bewusst oder unbewusst. Sofort bezieht sie Stellung zum Bild, auch dann, wenn sie es nicht sofort wahrnimmt. Das Bild wird immer im Kontext der Summe der eigenen Erfahrungen betrachtet und bewertet. Der Mensch empfin­det spontan ein Wohlgefühl oder ein Unbehagen.

Diese Erkenntnis im Gepäck können wir uns auf die Suche nach neuen Bildern für unseren altvertrauten christlichen Content machen. Technik ist dabei hilfreich, doch nicht unbedingt alleine zielführend. Wichtiger erscheint die innere Einstellung des Fotografen bzw. des Fotoredakteurs zum Thema bzw. Text.
Beim ersten Lesen schießen dem Fotosuchenden vielleicht klassische Fragen durch den Kopf wie „Was soll das Bild zeigen?“, „Was muss es zeigen?“, „Was nicht?“, „Was setzt den Text am besten in Szene?“, „Was unterstreicht die Kernaussage?“, „Welches Bild kommt vielleicht auch quer zum Text daher?“, „Was regt zum Weiter-, Neu- und Andersdenken an?“. Ganz schön viel. Ganz schön durcheinander. Und meist kommt noch der Faktor Zeit dazu. Es soll schnell gehen und nicht zu viel Arbeit machen.

Wie also hilft das beim Fotografieren bzw. der Bilder-Auswahl-Suche? Wenn ich beginne, ein Foto zu einem bestimmten Thema zu suchen, suche ich zuerst alles und nichts. Am Anfang ist alles möglich. Beim Lesen flattern zwar schon die ersten Bildgedanken durch den Kopf, doch meist sind das die typischen: die, die wir aus dem christlichen Setting schon kennen. Ich schiebe sie beiseite. Auch die den klassischen Bildern verwandten Bilder (z. B. die Andeutung eines blauen Gewandes oder Schleiers als Platzhalter für Maria) schiebe ich weg. Was bleibt, ist dann vielleicht Leere.
Ich lese den Text noch einmal. Was fühle ich? Was geht mir durch den Sinn? Was löst er in mir aus? Es geht darum, den Text detailverliebt neu zu entdecken, Stichworte zu sammeln, Alltagserinnerungen aufzuspü­ren und neu zu verbinden – mich vom Text und meinen Assoziationen überraschen zu lassen.

„Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
(Antoine de Saint-Exupéry)

Man könnte auch sagen: „Man fotografiert/​sucht nur mit dem Herzen gut.“ Zugegeben, das kostet etwas Zeit – vielleicht etwas mehr, als ich gerade erübrigen möchte, doch es zeigt langfristig seine Wirkung.

Gibt es zuerst das Bild, zu dem der Impuls entstehen soll, ist das Vorge­hen ähnlich. Da es jedoch ein Bild ist, das erst erforscht und entdeckt werden muss, und da das immer so bei Bildern ist, denken wir darüber sehr viel weniger nach. Im Gegenteil: Wir halten es für selbstverständ­lich. Wir analysieren das Bild: seinen Aufbau, seine Farben. Wie wirkt das Bild und für was steht es? Erst dann beginnen wir den Impuls bzw. Text zu schreiben. Das Vorgehen ist also nicht unbekannt. Wir müssen es nur auf den Text übertragen.

Drei Beispiele:

Der Text dazu steht am Anfang der Adventszeit. Inhaltlich geht es um die Amazonassynode. Zentral war das Ringen darum, ob gehört wird, was gehört werden muss – zur Frauenfrage, zur Umweltfrage. Was wird in dem Schlussdokument stehen? Der Satz, der alles auf den Punkt bringt: „Vor allem erwarte ich in diesem Advent, dass ich selbst zu einem tiefer hörenden Menschen werde und bei mir selbst anfange, ökologisch nachhaltiger zu leben.“ Was sind die ersten Bilder beim Lesen dieses Satzes? Ein Klassiker ist die Hand am Ohr, der Kopf leicht vorgebeugt. Die Haltung sagt: „Ich bin bereit zu hören. Intensiver zu hören.“ Die Verbindung zum Text wird deutlich. Gewählt wurde jedoch das hier gezeigte Bild.
Beim Betrachten des Bildes nehmen wir eine Spannung wahr. Das Schild ist an den massiven, undurchdringlichen Pfeiler geklebt. Gleich­zeitig sehen wir am linken Rand das Dunkel, aus dem bunte, warme Lichtpunkte uns entgegenzuspringen scheinen. Da ist noch mehr. Es bedeutet mehr, ein tiefer, hörender Mensch zu werden, als nur hinzuhö­ren. Es geht nicht nur um das konzentrierte Hören, es erfordert auch ein Handeln von mir. Das und mehr sagt dieses Bild im Kontext des Textes. Der Betrachter wird eingeladen, Bild und Impuls mit in seinen Alltag zu nehmen und dort seine persönliche Antwort zu entdecken.

Das Bild spricht für sich. Hier geht es um Trennung. Die Laufrichtung des Männchens, der Pfeil für Mutter und Kind: beides ist eine klare Botschaft beim Betrachten des Bildes. Das Bild nimmt offensichtlich auf, worum es im Artikel geht. Um Scheidung, getrennte Wege. Beim genaueren Nachempfinden des Textes ist Trennung doch nur das offen­sichtliche Thema. Das Thema selbst ist tiefgründiger. Da wird etwas zerrissen, das zusammengehört hat. Gefühle sind verletzt. Schmerz, Trauer, Wut, Verzweiflung, Einsamkeit sind Gefühle, die dazugehören. Auch diese sind im Bild zu finden, ebenso wie Neuanfang, Auf- und Umbau.

Ein Impuls in der Fastenzeit mit dem Titel „Christus in mir“. „Du bist für mich gestorben“ – kaum eine schlimmere Aussage, die wir einem Menschen entgegenschleudern können. Das Bild unterstreicht diese Aussage. Die Rückmeldungen der User waren deutlich. Im ersten Mo­ment verstörte das Bild, es fragte nach dem Zusammenhang und gleich­zeitig regte es auch zum Nachdenken an. Viele Leser gaben Rückmel­dungen. Manche schroff, andere berührt, denn im Weitergehen und Betrachten von Text und Bild, im Denken und Wachsen kommen verschiedene Ebenen und Doppeldeutigkeiten ans Licht.

SCHWERHÖRIG

Ein Bild für die Adventszeit.
Was hat das Bild mit der Adventszeit zu tun?
Da hat jemand das Thema nicht verstanden
Oder doch?

Schwerhörigkeit hat etwas Ausschließendes. Langsam höre ich immer schlechter, was der andere sagt. Vielleicht fällt es mir gar nicht auf, weil ich es gar nicht in Betracht ziehe. Ich wundere mich nur, warum der Andere immer komischer wird oder ich komische Antworten bekomme oder vielleicht gar nicht antwortet.
Wenn es gut läuft, macht mich jemand liebevoll auf mein Problem aufmerksam. Fragt nach. Unterstützt.

Schwerhörigkeit kränkt meine Eitelkeit. Sie macht mir klar, dass ich nicht mehr so fit bin wie ich es gern wäre. Was ich brauche: Hilfe, Einsicht, Akzeptanz, Geduld und Hoffnung.
Einsicht und Akzeptanz, dass es nicht mehr so geht wie früher und ich Hilfe brauche.
Geduld und Ruhe, die für mich richtige Lösung zu finden. Nicht alles lässt sich mit Hörhilfen regeln. Auch mit Hörhilfen werde ich nicht alles hören, wie ich es möchte.
Hoffnung und Zuversicht, dass mein Alltag und Leben sich zwar grundlegend verändern, doch nicht an Reichtum und Freude verloren hat.
Vielleicht habe ich sogar im Verlieren etwas dazugewonnen? Mehr Akzeptanz meiner Selbst und weniger „Ich muss funktionieren“. Mehr Freiheit und weniger Forderungen.

Vor einigen Wochen sollte ich ein Foto zu einem adventlichen Text auswählen. Der zentrale Satz des Impulses für mich: Vor allem erwarte ich in diesem Advent, dass ich selbst zu einem tiefer hörenden Menschen werde und bei mir selbst anfange, ökologisch nachhaltiger zu leben.“ Mir fiel dieses Bild hier ein. Die Spannung zwischen dem massiven Kirchenpfeiler mit seinem Hinweisschild für Schwerhörige auf der einen und dem Schwarz mit den bunten Lichtflecken, die aus dem Dunkel herauszuspringen scheinen, auf der anderen Seite. Ich betrachte das Bild. Ich sehe die Lichter, die in der Dunkelheit an Kraft gewinnen. Dort wartet etwas auf mich – hinter dem massiven Pfeiler … hinter der Mauer.

Advent – heißt es – ist eine Zeit der Erwartung. Wir erwarten das Kind als Lichtbringer. Wir sehnen uns nach Ruhe und Frieden. Wir sprechen von einer ruhigen Zeit. Wir erleben eine hektische Zeit, die den meisten zu kurz erscheint – zu kurz für alle Einkäufe, zu kurz für alle Weihnachtsfeiern, zu kurz zum Plätzchenbacken, Vorlesen und und und ….

Ich möchte zu einem tiefer hörenden Menschen werden.

Mein Herz sagt, „Leg deine Schwerhörigkeit ab! Tritt hinter dem Pfeiler hervor! Schenke DEM Zeit, der in diese Welt kommt, der ist und immer sein wird.“ Öffne dein Herz und höre: ER ist da.

Leg deine Schwerhörigkeit ab!

Bin ich wirklich schwerhörig? Die Vermutung liegt nahe, dass die vielen Ablenkungen in meinem Alltag mich schwerer hören lassen, trotzdem – Bin ich schwerhörig oder will ich vielleicht gar nicht hören? Ist mein Leiden vielleicht Bequemlichkeit? Wenn ich IHN höre, dann will er womöglich etwas von mir. Wenn ich a n IHN glaube, dann muss ich mich selbst womöglich anders in den Blick nehmen. Wenn ich a u f IHN höre, dann sehe ich womöglich mein Handeln in einem anderen Licht; sehe Schuld, Unterlassung, Wegschauen und – Bequemlichkeit.

Tritt hinter dem Pfeiler hervor!

Zeige dich! Ich, dein GOTT, möchte dich sehen. Du bist mir willkommen. Mit deinen Sorgen und Ängsten, mit deiner Liebe und Fürsorge, mit deiner Schwerhörigkeit und Bequemlichkeit. Ich, dein GOTT, warte auf dich, weil ich dich liebe; weil du wertvoll bist; weil ich dich gemacht habe.

Schenke DEM Zeit, der in diese Welt kommt, der ist und immer sein wird.

Ich stehe vor DIR. Klein und zerbrechlich, stark und eigensinnig – so wie DU mich gemacht hast. Ich fühle deinen liebenden Blick auf mich. Ich spüre, wie deine Liebe mich durchströmt. Plötzlich verlieren anscheinend wichtige Dinge ihre Wichtigkeit. Mein Blick wird klarer. Mein Herz öffnet sich.

Öffne dein Herz und höre: ER ist da.

… es beginnt. Veränderung. <3

Trümmerarbeit und Neuaufbau

Foto: Franz-Josef Wolf

Manchmal fühlt es sich in der Tat so an. Da sind Kirchengemeinderäte verzweifelt, weil sie die letzten Mohikaner ihrer Kirchengemeinden sind. Sie erzählen von früheren Zeiten, in denen sich die Gruppen auf den Weg gemacht haben, Kandidaten aus ihren Reihen ausgewählt und für den Kirchengemeinderat aufgestellt haben. Sie erzählen von Zeiten als ihre Gemeindefeste ganze Turnhallen füllten und als sie bis spät in die Nacht miteinander tanzten und lachten. Ja, damals in den guten alten Zeiten, da war die Gemeinde noch ein Ort, an dem sich die Menschen trafen und Gemeinschaft, Freundschaft, Leid und Glück miteinander teilten. Damals …

Ich sitze mit diesen Räten an einem Tisch, lausche ihren Erzählungen, fühle ihre Sehnsucht und sehe das Glänzen in ihren Augen. Ist es ein alter Glanz oder spiegeln sich dort Tränen? Wahrscheinlich ist es beides. Hinter Glanz und Tränen liegt die Erkenntnis der letzten Jahrzehnte, dass es gute Jahre waren, doch dass sie nie zurückkehren werden.

Alles vorbei? Liegt alles in Trümmern? Oder ein Netz, das mehr Löcher als Geflecht aufweist? Egal, wie man es betrachtet: Eine Tatsache ist, dass die meisten Kirchengemeinden im Sterben liegen. Wir bewegen uns in der Gemeindearbeit meist im Schatten des alten Glanzes. Manchmal fühle ich mich an Fantasy-Romane erinnert, in denen ein junger Held (oder eine Heldin) zu einer Reise aufbricht, ohne selbst zu ahnen welche Fähigkeiten in ihm (oder ihr) schlummern. Auf der Reise wird ihm (oder ihr) immer wieder berichtet, dass früher – in den alten Zeiten – alles größer, goldener, herrlicher, stärker, strahlender, sommerlicher war und heute nur noch ein Abklatsch dessen in der Welt zu finden ist. In den Romanen geht das dann immer irgendwie gut aus. Der Held (oder die Heldin) entdeckt in sich die alte Kraft und kann mit ihr wieder alles zum Guten wenden. Geschichten. Wie schön sie sind und wie fern doch der Wirklichkeit. Doch den Menschen, denen ich in Gesprächen über die Situation ihrer Kirchengemeinde vor Ort begegne, träumen von genau so einem Helden, der ihnen die alten Zeiten zurückbringt. Manchmal – ganz selten – gibt es Lichtblicke: kurze Zeiten, in denen einzelne Projekte wieder den alten Glanz erstrahlen lassen, doch leider sind das meist nur kurze – kürzeste Zwischenepisoden. Die Trümmer bleiben. Der Neuaufbau bleibt die Sehnsucht. Der Glanz erlischt.

Und es wächst die Erkenntnis, dass wir – ich – du – dass Gemeinde sich wirklich ändern muss, damit sich etwas ändert. Das Reden und Träumen nicht den gewünschten Wandel bringt. Das d i e K i r c h e es nicht rockt. Die Leitung auch keine Lösung weiß. Der zehnte Kirchenentwicklungsprozess wieder nicht die ersehnte Erlösung bringt. –

Was nun also?

Woher kommt Hilfe?

Es ist kompliziert.

Seien wir ehrlich: Das religiöse Wissen geht in der heutigen Welt immer weiter verloren.. Die Präsenz des Glaubens in der Öffentlichkeit nimmt ab. Viele Schlagzeilen, die wir rund um Kirche und den Glauben lesen, sind negativ geprägt. Wer sich heute als Christ outet, wird oft schräg angesehen. Jugendliche, die sich in der Gemeinde engagieren, werden von ihren Mitschülern kritisch hinterfragt oder auch ausgelacht. Der Zerfall ist unaufhörlich im Gange. Trümmer eben.

oder direkt auf dem Antenne Bayern Blog ansehen.

Eine Heldin oder ein Held muss her. Jemand mit alter Kraft. Da war doch was? Doch wer? Ich erinnere mich an meine Großmutter, die mir abends vor dem Zubettgehen noch eine Geschichte von Jesus erzählte. Ich erinnere mich an den Pfarrer, der mir Rede und Antwort stand, wenn ich Fragen hatte. Ich erinnere mich an junge Menschen, denen ich viele Jahre später Rede und Antwort stand, als sie fragten, warum ich eigentlich noch immer glaube.

Während ich darüber nachdenke, habe ich das Gefühl, dass hier ein Funken Wahrheit zu finden ist. Wo erzählen wir heute von unserem Glauben? Wo geben wir Zeugnis für ihn? Ist das die alte Kraft, die in jedem von uns wohnt? Sind wir nicht alle Helden dieser Geschichte? Sind nicht wir – jede(r) Einzelne, der oder die sich Christ(in) nennt – gerufen?

Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt. (Mt. 28,19-20)

In den Trümmern den alten Glanz entdecken. Mich – uns neu mit unserem Glauben zu beschäftigen und ihn wieder Teil des eigenen Alltags werden lassen. Als Christ erkennbar sein. Meinen Glauben leben. Über ihn sprechen. Ihn als Grundlage meines Denkens und Handelns wissen. Dabei ehrlich und authentisch sein, auch dann, nein, gerade dann, wenn es schwer fällt. Nichts verschweigen, aber auch nichts leugnen.