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Dem Licht entgegen

Der Herbst —
raue Winde, goldenes Laub.
Der Wind zerzaust mein Haar,
Wolken streifen über den Himmel,
wie Wattefetzen treiben sie dahin.

Das Leben zieht sich zurück,
legt sich still zur Ruhe —
es kommt wieder.

Ich möchte diese Zeit nutzen,
zur Ruhe kommen,
mich neu sammeln,
Kräfte tanken.

Mit St. Martin beginne ich
eine persönliche Zeit der Vorbereitung.

Mich innerlich rüsten,
Licht im Dunkel suchen,
ihm folgen,
es suchen und finden,
die kleinen Goldmomente im Alltag
und entdecken, was mir geschenkt wird.

Ich richte mich neu aus,
bereite mich vor
auf das große Licht,
das uns versprochen ist.

© Angelika Kamlage

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Zwölf Jahre ohne eine Berührung

Im Rahmen der fairen Woche war ich in St. Antonius in Vaihingen an der Enz eingeladen ein Glaubenszeugnis abzugeben. Mein Thema war Mensch. Würde. Unantastbar. Passend zu meiner Ausstellung. 🙂

Liebe Schwestern und Brüder,
das heutige Evangelium erzählt von einer Frau, die seit zwölf Jahren an Blutungen leidet. Zwölf Jahre – eine halbe Ewigkeit. Eine Frau, die isoliert war, ausgegrenzt, gemieden. Wir wissen heute: Eine Krankheit wie ihre ist nicht gefährlich für die Umwelt. Aber damals war sie etwas Bedrohliches, etwas Unreines. Die Angst vor dem Unbekannten, die Angst vor Ansteckung, die Angst, das eigene Leben vielleicht dadurch verlieren zu können – all das hat die Frau an den Rand gedrängt.

Ich stelle mir ihre Einsamkeit vor. Zwölf Jahre ohne eine Berührung. Zwölf Jahre, in denen niemand sie umarmt, niemand sie an die Hand genommen hat. Zwölf Jahre mit dem Stempel: „Unrein. Nicht dazugehörig. Gefährlich.“ Wie oft mag sie sich klein gefühlt haben, sprachlos, ja unsichtbar?

Und dann wagt sie es. Sie tut das Verbotene. Mit zitternden Händen drängt sie sich durch die Menge. Sie hat Angst, entdeckt zu werden, Angst, weggestoßen zu werden. Und doch – sie berührt Jesus. Nur den Saum seines Gewandes. Mehr traut sie sich nicht. Aber diese Berührung verändert alles für sie.

Jesus spürt sie. Er bleibt stehen. Er schaut sich um. Er ruft sie heraus. Und er sagt ein einziges Wort, das ihr ganzes Leben verändert: „Meine Tochter.
Nicht „die Blutflüssige“. Nicht „die Unreine“. Nicht „die Ausgegrenzte“.
„Meine Tochter.“
Mit diesem einen Wort gibt Jesus ihr alles zurück, was ihr genommen worden war: Würde. Identität. Heimat. Sie ist wieder jemand. Angesehen. Geliebt.


Wenn ich diese Geschichte höre, dann frage ich mich:

Wie ist das bei mir heute?
Welche Seite erlebe ich? Beide?

Ich erlebe, wie schnell Menschen an den Rand gedrängt werden, wenn sie krank sind, nicht mehr mithalten können oder weil sie schlicht „anders“ sind. Manchmal ertappe ich mich sogar selbst dabei, dass ich in der Eile des Alltags nicht genau hinschaue – und dabei jemanden übersehe, der meine Nähe bräuchte – dem ich ein freundliches Wort hätte sagen können – dem ein liebevoller Blick gut getan hätte.

Ich kenne aber auch dieses Gefühl, dass ein Stück meiner Würde verloren gehen kann. Ich habe es selbst schon gespürt – wenn ich aufgrund Krankheit zurückgezogener leben muss oder ich einfach nicht den Erwartungen meiner Umgebung entsprochen habe. Wenn Menschen sich nicht für mich interessieren oder nur für sich selbst Interesse zeigen. Manchmal geht es schneller als ich es wahrhaben möchte.

Ich habe auch Menschen vor Augen, die mir nahe sind und die ausgegrenzt wurden, weil sie nicht mehr mithalten konnten. Ich erlebe mich, wie ich versuche neue Brücken zu schlagen und merke wie ich auch damit – manchmal allein – an meine Grenzen stoße.

Ich denke an Situationen, in denen Fehler das letzte Wort hatten – und nicht die Chance auf Neubeginn.

Es gäbe noch sehr viel mehr Beispiele, die ich hier und heute nennen könnte.

Diese unsichtbaren Mauern – ich habe sie selbst erlebt – von beiden Seiten. Sie machen klein. Sie lassen einen verstummen. Sie lassen einen unsichtbar werden.

Und doch:
Ich habe auch erfahren, dass Menschen mich sehen und mir die Hand reichen.
Ich habe auch erfahren, dass Gott mich ansieht. Dass er durch diese Mauern hindurchschaut. Dass er mich herausruft. Und dass er mir Würde gibt, gerade dort, wo ich sie selbst nicht mehr gespürt habe.


Wenn ich Fotos von den kleinen Holzkönigen von Ralf Knoblauch mache, spüre ich diese Würde immer wieder. Sie sind für mich zu einem Symbol für die Würde eines jeden geworden.

Wenn ich sie fotografiere, dann höre ich manchmal bereits die Sätze, die ich dazu schreiben werde. Kleine Texte, die zu mir sprechen – und vielleicht auch zu Ihnen. Sie sind für mich kleine Gebete. Erinnerungen daran, dass jeder Mensch Würde hat. Auch der, der am Rand steht. Auch der, der vergessen scheint. Auch der, der mir das Leben schwer macht.


Liebe Gemeinde,
was mich an diesem Evangelium so bewegt, ist der Mut der Frau. Sie hatte alles zu verlieren. Aber sie wagte den Schritt. Und sie gewann alles zurück.

Auch wir brauchen Mut, um zu einander zu stehen. Mut, nicht wegzuschauen. Mut, uns zu Menschen zu bekennen, die außerhalb unserer Erwartungen stehen. Mut, uns verletzlich zu machen – verletztlich und angreifbar.

Dieser Mut lohnt sich. Denn wenn wir ihn aufbringen, dann spüren wir, dass Gemeinschaft entsteht. Dass Würde wiederhergestellt wird. Dass Gott selbst unter uns sichtbar wird.


Denn Gott sieht alle.
Gott liebt alle.
Gott hört alle.
Gott fühlt mit allen.
Er bevorzugt keinen.
Er bleibt nicht beim einengenden Wort stehen, sondern sprengt Grenzen, um frei zu machen.

Und er flüstert jedem von uns ins Ohr:
„Du bist mein geliebter Sohn.
Du bist meine geliebte Tochter.
Lebe. Lebe in Fülle.“

Darauf vertraue ich.
Darauf vertraue ich, wenn ich in die Gesichter der Könige schaue.
Darauf vertraue ich, wenn ich Ihre Gesichter sehe.


Gott sieht uns. Gott gibt uns Würde.

Wir sind gerufen, diese Würde weiterzugeben. Indem wir einander ansehen, ohne abzuwerten, sondern mit Augen, die Liebe schenken.

Denn die Würde des Menschen ist unantastbar – nicht, weil wir es so schön in unserem Grundgesetz stehen haben. Sondern weil Gott selbst sie uns gibt.

Jesus spricht:
„Ich aber bin gekommen, damit sie das Leben haben – und es in Fülle haben.“ (Joh 10,10)

Amen.

Die Austellung kann gegen eine Ausleihgebühr von 100 Euro ausgeliehen werden. Weitersagen. Werbung machen. Einfach eine Mail schreiben für mehr Infos.

Dankbarkeit

Ich danke dir für Menschen an meiner Seite
mit denen ich die Herausforderungen meines Lebens meistern kann
Für Momente und Gelegenheiten
in denen ich lernen und bestehen darf
Ich danke dir für das Leben,
das ich aus deinen Händen empfangen habe
Eines Tages werde ich es dorthin zurücklegen
Bis dahin will ich jeden Tag leben und wertschätzen
Die Würde eines jeden einzelnen Lebens achten
Mich dafür einsetzen,
dass auch die, die nicht gesehen oder übersehen werden, gesehen werden
Lieben, was mir geschenkt wurde
Respektieren, was mich herausfordert
Stütze sein, wenn es notwendig ist
Mich selbst auch lieben und achten
Mich in der Geduld und Weisheit des Alters üben
Wissen, dass ich nicht alles retten kann
Und Schritt für Schritt weitergehen
Jeden Tag aufs Neue

©Angelika Kamlage

geschrieben für spurensuche.info

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