Noch knapp zwei Wochen, dann steht das Weihnachtsfest vor der Tür. Langsam, aber stetig wächst die Vorfreude auf ein etwas anderes Weihnachtsfest. Vorfreude ist das Thema meiner Adventszeit in diesem Jahr. Man sagt ja, dass die Vorfreude die schönste Freude von allen sei. Sich lange auf etwas vorzubereiten, sich freuen, Kribbeln verspüren, dann endlich kommt der Moment und – schwupps, er ist vorbei.
Damit ich die Vorfreude so richtig auskosten kann, muss es feste Bräuche geben. Fest und doch auch immer wieder wandelbar, wenn sich meine/unsere Lebensalltagssituation ändert. Lebensalltagssituationen ändern sich ja nicht nur durch Corona, auch andere Lebensumstände verändern sich ständig: Kinder werden geboren. Kinder ziehen aus. Eltern sterben. Lebenspartner trennen sich. Erwartungen ändern sich. Um mal ein paar Möglichkeiten aufzuzählen.
Feste Bräuche und Rituale zu haben, bleibt trotzdem wichtig, steigern sie doch die Vorfreude. Antonie de Saint-Exupéry schreibt in seiner Erzählung „Der kleine Prinz“:
„Es wäre besser gewesen, du wärst zu selben Stunde wiedergekommen“, sagte der Fuchs. „Wenn du zum Beispiel um vier Uhr nachmittags kommst, kann ich um drei Uhr anfangen, glücklich zu sein. Je mehr die Zeit vergeht, umso glücklicher werde ich mich fühlen. […] Wenn du aber irgendwann kommst, kann ich nie wissen, wann mein Herz da sein soll.“
Was für eine schöne Formulierung „Wenn du aber irgendwann kommst, kann ich nie wissen, wann mein Herz da sein soll.“ Und was für ein schöner Gedanke, der mich beim Lesen dieser Zeilen neu beschenkt hat: Nur durch die Vorfreude kann mein Herz sich auf das Kommende / auf das sehnlichst Erwartete vorbereiten und b e r e i t sein.
Bin ich bereit?
Eine Frage, die sich mir jeden Advent wieder neu stellt. Bin ich bereit, dieses kleine große Wunder in mein Herz und in mein Leben zu lassen? Nach den zurückgelegten Lebensjahren sollte ich mich so langsam an die darinsteckende Herausforderung gewöhnt haben, …
… habe ich aber nicht, stelle ich Jahr für Jahr fest. Meist bin ich zu sehr gefangen in den Routinen meines Alltags, so dass zu wenig Zeit bleibt, mich, mein Leben und mein Herz auf das Kind vorzubereiten. In diesem Jahr bekomme ich Zeit geschenkt – okay, gezwungenermaßen – und doch ist es Zeit, die mir gegeben wurde. Es ist Zeit, die ich füllen muss und soll. Angefangen habe ich ja schon, mir Vorfreude in meinen Kalender zu notieren, und mit der Vorfreude kamen auch die Ideen, was ich anders machen oder neu versuchen könnte. Ich fülle die Zeit mit schönen Dingen, die mein Herz erwärmen … mit Spaziergängen in frühen Morgenstunden, um kleine besondere Fotomomente einzufangen; mit Gesprächen am Telefon oder in Videocalls, um Menschen zu begegnen; im Ausprobieren von Rezepten, Basteln von Karten, Schreiben von Texten …
Während ich die Zeit fülle, füllt sich unmerklich mein Herz. Ich spüre, wie im bewussten Tun, in den sehr menschlichen kleinen Freuden, mein Herz sich immer mehr auf das Kind auszurichten beginnt.
noch elf Tage ….