Schlagwort: Leben als Christ

verwurzelt sein

Gesegnet der Mensch, der auf den HERRN vertraut und dessen Hoffnung der HERR ist. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und zum Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, er hört nicht auf, Frucht zu tragen.

Jer 17,7-8

Ich bin fasziniert von Bäumen. Manchmal liege ich unter einem Baum und genieße die Ruhe und Gelassenheit, die er ausstrahlt. Einen Baum wirft so schnell nichts um. Seine Wurzeln geben ihm Halt und Sicherheit bei jedem Wind.

Ich trage gut sichtbar eine Kreuzkette um den Hals. Manchmal werde ich gefragt, ob das echt ist. Kreuze sind en vogue, Christsein eher nicht. In solchen Zeiten! Mit solchen Skandalen!?

Ich sage ja. Das löst oft Erstaunen, dann Zweifel an meinem Geisteszustand und schließlich wieder Erstaunen aus. Dass ich so viel Zuversicht und Begeisterung nicht nur äußerlich, sondern auch in mir trage.

Die nächste Frage ist meist nach dem Warum.

Ja, und dann darf ich erzählen … von Wurzeln und Ruhe und tiefer Liebe und von dem Gefühl, gesegnet zu sein.

Angelika Kamlage/geschrieben für Geistliche Impulse (2019) und noch immer gültig

Manchmal werde ich gefragt

Die Leonberger Kreiszeitung hat mich gefragt, warum ich das Fotografieren von Sternenkinder so wichtig finde und ob das anders ist.

Das Interview zum Nachlesen findet Ihr hier.

Auch katholisch.de hat mit mir ein Interview zum Thema Sternenkinder geführt.

Das Interview findet Ihr hier.

Die Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung hat ebenfalls einen Artikel über mich in Ihrer Ausgabe vom 5. Dezember 2020 veröffentlicht.

Wundertaten für eine bessere Welt

Wir brauchen alle Wundertaten in unserem Leben. –
Bei Wundern dachte ich als kleines Mädchen immer an eine Fee, die mir drei Wünsche schenkt. Viele Jahre später sitze ich hier und lade Euch ein, meinen neuen Wandhänger mit Fotos von den unverwüstlichen Königen von Ralf Knoblauch mit dem Titel WUNDERTATEN zu betrachten. Der König ist keine Fee, doch ein aufmerksamer stiller Beobachter unserer Welt. Inzwischen reist er um die Welt, immer die Würde des Menschen im Blick, die wir Menschen immer wieder mit Füßen treten. Manchmal unabsichtlich, manchmal absichtlich, manchmal unbemerkt, manchmal sehend in Kauf genommen – doch niemals mit Recht. 

Für eine etwaige Bestellung geht es hier lang.

Ertragt einander in Liebe (Eph 4,2)

Seid demütig,
friedfertig und geduldig,
ertragt einander in Liebe.

Eph 4,2

Wir haben Katzen.
Eine ältere Dame, einen nicht ganz so alter Herr und ein junge quirliges Fräulein, das die beiden anderen immer mal wieder aufmischt. Nicht immer zu deren Freude. Meist endet es in Knurren und Fauchen. Manchmal bekommt die kleine Zicke auch eine handfeste Ermahnung, dass es jetzt genug ist und sie sich gefälligst benehmen soll.

Die Blicke, die uns die beiden älteren Katzen dann immer wieder zuwerfen, sind deutlich:
„Die nervt“
„Hatten wir nicht von Anfang an gesagt, dass das eine doofe Idee ist?“
„Wir wollen unsere Ruhe!“
Irgendwie haben sie ja auch recht. Die beiden sind ein eingespieltes Team. Sie hatten Haus, Grund und Menschen unter sich aufgeteilt und machten ansonsten was sie wollten.

Und dann an einem Tag vor zwei Jahren kam dieser ungestüme Wirbelwind, der spielen und Spaß haben wollte, ins Haus. Das Fräulein forderte die beiden Älteren immer wieder heraus und war gleichzeitig so zuckersüß und babyhaft hilflos, dass auch katze ihr nicht wirklich etwas antun wollte. Also wanderten die Alten aus und warteten, bis die Junge etwas trockener hinter den Ohren wurde.

Inzwischen gibt es einen neuen Status quo, was Haus, Grund und Menschen betrifft. Alles frisch aufgeteilt. Alles irgendwie im Einklang … wenn, ja wenn das Fräulein nicht immer wieder von Zeit zu Zeit alles aufmischen würde.

Während ich als Mensch die Kämpfe, Zankereien und das vorsichtige Austauschen von Schmuseeinheiten beobachte, muss ich immer wieder daran denken, dass es unter Menschen oft auch nicht anders ist. Gemeinschaften, die aufeinander eingespielt sind, empfinden Neuankömmlinge auch oft als Störenfriede.

Paulus schreibt im Epheser-Brief:
„Seid demütig, friedfertig und geduldig,
ertragt einander in Liebe.“ (Eph 4,2)

Ertragt einander in Liebe – nicht: liebt einander. Ich muss nicht alle lieben, doch alle ertragen in dieser meiner Gemeinschaft der Menschen.

Ohne Frage stellt mich dieser Satz im Leben vor immer neue Herausforderungen. Ich liebe ein Leben in Harmonie. Störenfriede stören diese. Die einfache Lösung, mich zurückziehen – die anstrengende, mich dem Konflikt stellen. Welche wähle ich? … und ist überhaupt eine der beiden Alternativen eine gute Wahl, frage ich mich. Doch „bleiben und ertragen“ als dritte der beiden Varianten fühlt sich auch nicht wirklich wie Selbstverwirklichung an.

Was also? „Ertragt einander in Liebe.“ Auch wenn ich nicht alle lieben muss, so ist dennoch auch hier wieder Liebe das entscheidende Schlüsselwort. Ertrag den Anderen mit Liebe. Sei nachsichtig, freundlich, geduldig.

Seid demütig, friedfertig und geduldig,
ertragt einander in Liebe (Eph 4,2).

Und noch etwas scheint mir wichtig zu sein: Ertrage nicht nur den Anderen, auch Dich selbst, wenn Du verletzt, unzufrieden, unausgeschlafen, mürrisch und nicht perfekt bist. Sei auch mit Dir selbst nachsichtig, freundlich und geduldig. Ich glaube, dann gelingt es, auch mit anderen so umzugehen.

Der Gedanke der Woche macht Sommerpause. Im September gibt es den nächsten Gedanken. Bleibt gesund und behütet.

Fragen, Anregungen gerne an wochenimpuls @ angelika-kamlage . de

Nein, das können wir besser!

Moment mal.
Was passiert denn da?
Bilder von randalierenden Menschen.
Bilder von eingeschlagenen und geplünderten Geschäften.
Ach ja – alles schon gesehen.
In den USA ist ganz schön was los.

Moment mal.
Mein Herz setzt eine Sekunde aus. Ich bekomme einen Schreck, als ich erkenne, dass es sich dieses Mal nicht um die USA handelt, sondern um meine Nachbarschaft.

Die Welt verändert sich. Deutschland verändert sich. Schon länger – nicht erst seit Corona. Doch scheint Corona einen Prozess zu beschleunigen, der bisher zwar stetig, doch eher langsam abgelaufen ist. Die Schere zwischen den Menschen mit mehr und weniger Glück, Privilegien, Geld, Arbeit und Lebenssicherheit wird größer. Ich glaube auch wahrzunehmen, dass die Ansprüche des Einzelnen ans Leben wachsen.

Vergleiche ich mich mit anderen, die mehr zu haben scheinen als ich, werde ich schnell unglücklich. Orientiere ich mich an dem, was meinen Möglichkeiten entspricht, bleibe ich auf dem Boden. Trotzdem bleibt das Gefühl der Ungleichheit, das mich bewegt. Dazu gesellt sich bei einer zunehmenden Zahl von Menschen das Gefühl der Macht- und Hilflosigkeit, nichts an ihrer Situation ändern zu können. Schon lange war der Glaube an Verschwörungsnarrative nicht mehr so groß wie zur Zeit. Wissenschaftler sagen, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Verschwörungsnarrative und dem Gefühl der Machtlosigkeit gibt.

Sorgenvoll blicke ich nach Stuttgart, Amerika, Brasilien, auf die ganze Welt. Was wird werden? Wie werden wir alle damit umgehen? Mehr Gewalt. Mehr Zwang.
Nein, das sollte nicht die Lösung sein müssen.
Nein, das können wir besser.
Wir alle.
Mein Glaube – jeder ist ein geliebtes Kind Gottes.
Meine Hoffnung – den Wert meines Nächsten nicht unter meinen eigenen Wert zu stellen.
Meine Sehnsucht – wieder uns gegenseitig mehr in den Blick nehmen anstatt nur mich selbst.
Meine Erkenntnis – wenn alle sich im Blick haben, muss ich mich um mich nicht sorgen.

Und seid gewiss:
Ich bin jeden Tag bei euch bis zum Ende der Welt. (Mt. 28,20)

erschienen auf spurensuche.de – ein Portal für die Spurensuche im Leben!

Genau hingeschaut

Es gibt Momente, in denen sitze ich verzweifelt an meinem Computer. Immer wieder passiert das beim Lesen von Mails. Meist geht es in diesen Mails darum, wie wir „Kircheninternen“ miteinander umgehen. Ich schreibe „meist“ und denke: „Nein, eigentlich geht es immer darum.“

Ich merke in immer höheren Maße, wie schlecht es mir mit der Schere geht, die dadurch in meinem Herzen entsteht. Ich erlebe Predigten, die Güte und Liebe lehren, und Ansprachen, in denen die Wichtigkeit der Ehrenamtlichen in den Mittelpunkt gestellt wird. Dann erlebe dann im konkreten Handeln jener, dass es unverändert darum geht, nicht zu teilen oder Partizipation zuzulassen, sondern mit neuen Worten alles beim Alten zu lassen.
Vor einigen Tagen sagte mir jemand, dass Macht an sich nicht negativ wäre, sondern dass ein Umschlagen ins Negative erst dann erfolgt, wenn Macht zur Herrschaft wird. Es machte „klick“ als ich das hörte.

Als Geistliche Begleiterin bin ich so vielen Menschen begegnet, die mir ihre persönlichen Eindrücke vom kirchlichen Alltags-Gemeinde-Leben erzählen. Sie berichten von Machtspielen, von Intrigen, von Hilflosigkeit und von dem zunehmenden Gefühl, dass ihr Glaube dadurch verloren geht. Unbequem zu sein, die eigene Vision und den eigenen Glauben ins Gespräch zu bringen – das ist in unseren Gemeinden noch immer unerwünscht. Gewünscht ist Konformität – egal, was es kostet. Meist geht es darum, dass die „Schlagrichtung“ einer Gemeinde eine gemeinsame sein muss – für was oder gegen wen auch immer.

Wer unkonform bleibt, wer sich andere Blickwinkel wünscht, wer sich dafür einsetzt, stößt auf Unverständnis bis hin zur Ausgrenzung. Zurück bleiben Menschen, die sich verletzt zurückgezogen haben und Kirche lieber zukünftig aus der Ferne beobachten.
Jedoch: Ihre Sehnsucht nach Gott, seiner Nähe, nach Gemeinschaft bleibt.

Für mich stellt sich immer wieder die Frage, wie wir dafür Lösungen finden können. Beim Synodalen Weg ist ein Thema Machtmissbrauch. Das ist gut. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob auch das geschilderte Problem dabei wirklich im Blick ist.
In den Gemeindeentwicklungsprozessen, die ich begleiten darf, versuchen wir genau diese Problematik nicht aus den Augen zu verlieren. Nicht einfach, doch unglaublich wichtig, um als Christen und Kirche glaubwürdig zu bleiben.